Rezension: Tuende Kiraly
Tuende Kiraly
Hauptabteilungsleiterin, Einkauf und Lieferantennetzwerk (BMW)
Rezension zu: Bedienungsanleitung für ein reflektiertes Führungsverständnis
Seit ich Hartmut Rau 2010 kennengelernt habe, begleitet er meinen beruflichen Weg und prägt mein Verständnis von Führung wie kaum ein anderer. In all den Jahren unserer Zusammenarbeit hat er mich immer wieder herausgefordert, mit unkonventionellen Sprüchen, seiner einzigartigen Art und seiner außergewöhnlichen Denkweise neue Perspektiven einzunehmen, mich für neue Blickwinkel zu öffnen. Seine schnelle Auffassungsgabe und seine beeindruckende Erfahrung setzen jedes Mal die richtigen Impulse und schaffen Klarheit, selbst in komplexen Situationen.
In seinem Buch „Bedienungsanleitung für ein reflektiertes Führungsverständnis“ liefert Herr Rau einen erfrischenden, praxisnahen Leitfaden für Führungskräfte, die sich bewusster und selbstreflektierter mit ihrer Rolle auseinandersetzen wollen.
Als weibliche Führungskraft bietet mir dieses Werk besonders wertvolle Perspektiven, die die oft unbewussten Anforderungen an Führungsverhalten und Selbstwahrnehmung beleuchten.
Er fordert Führungskräfte dazu auf, sich intensiv mit der eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen und das Führungsverhalten bewusst zu reflektieren – eine Herangehensweise, die in der heutigen, schnelllebigen und komplexen Arbeitswelt oft zu kurz kommt.
Seine Ansätze betonen Empathie, Vertrauen und Authentizität. Werte, die in weiblicher Führung oft einen besonderen Stellenwert haben. Besonders wertvoll sind die Kapitel, die auf die Wichtigkeit von Kommunikationsfähigkeit und Wertschätzung eingehen. Dies spiegelt viele Prinzipien wider, die in Studien zur weiblichen Führung hervorgehoben werden, wie etwa die Förderung einer offenen Feedback-Kultur und die Unterstützung einer kooperativen Teamatmosphäre.
In seinem Buch betont Herr Rau die Bedeutung von Partizipation und Mehrperspektivität. Für Führungskräfte bedeutet das, verschiedene Sichtweisen und verschiedene „innere Stimmen“ einzubeziehen, um Themen umfassend zu reflektieren.
Dies stärkt die Fähigkeit, klare und souveräne Entscheidungen zu treffen – ein zentraler Aspekt von Führung, der allen Führungskräften hilft.
Mitarbeitende profitieren davon, indem sie sich stärker mit Entscheidungen identifizieren, die Sinnhaftigkeit von Konsens und Kompromissen verstehen und den Entscheidungsprozess transparent erleben.
Eine starke Fähigkeit zur souveränen Entscheidungsfindung ist besonders für weibliche Führungskräfte von sehr hoher Bedeutung ( „Der Zweck von Führung ist Entscheidung und Kommunikation.“ ). In einem beruflichen Umfeld, das von vielen unterschiedlichen Erwartungen, Anforderungen und oft auch Vorurteilen geprägt ist, spielt Souveränität eine entscheidende Rolle.
Laut Rau basiert Souveränität auf einem realistischen Selbstbild, das ein selbstsicheres und unabhängiges Auftreten ermöglicht. Diese innere Klarheit und Selbstbewusstsein wirken nach außen und schützen gleichzeitig vor den äußeren Herausforderungen, die mit der Führung und den damit verbundenen Anforderungen einhergehen.
Dies kann für weibliche Führungskräfte besonders hilfreich sein, da sie nicht nur die Verantwortung für Entscheidungen tragen, sondern auch oft mit zusätzlichen gesellschaftlichen und geschlechtsspezifischen Erwartungen konfrontiert sind. Souveränität, ein selbstsicheres, unabhängiges Auftreten, geprägt durch ein realistisches Selbstbild (von dem eigenen Ich) ermöglicht es uns, diese Herausforderungen besser zu meistern, indem wir als Führungskräfte eine klare, authentische Haltung einnehmen.
Souveränität beeinflusst andere, indem sie Vertrauen schafft, die Überzeugungskraft stärkt und die Bereitschaft fördert, Entscheidungen zu unterstützen. Diese Eigenschaften unterscheiden sich deutlich von traditioneller Macht, die auf formaler Autorität beruht, und haben einen positiven Einfluss auf den Führungsalltag, indem sie die Zusammenarbeit und den Umgang mit Herausforderungen erleichtern.
Besonders prägnant beschreibt Herr Rau auch, warum man die eigene Wahrnehmung nicht sofort interpretieren sollte und auch nicht an schnelle Wahrheiten glauben soll. Stattdessen empfiehlt er, zunächst über die Schritte von Wahrnehmung, Verstehen und Erklären als Grundlage zu einer fundierten Interpretation und damit zu sinnvollen Ableitungen (Lösungen) davon zu gelangen.
Wenn z.B. ein Teammitglied auf eine Entscheidung kritisch reagiert, wäre es leicht, diese Kritik als mangelnde Loyalität oder Zustimmung zu interpretieren. Rau regt jedoch mit der These von Heinz von Förster: „Die Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners.“ dazu an Mehrperspektivität zu nutzen, die eigenen Wahrnehmungen zu reflektieren. Vielleicht erlangt man die Erkenntnis, dass das Teammitglied wertvolle Perspektiven oder Informationen einbringt, die bei einer fairen und konstruktiven Betrachtung das Projekt voranbringen könnten. Reflexion und ein reflexiver Prozess führen zu einem gegenseitigen Verständnis und dazu tragfähigere Entscheidungen zu treffen. Die Qualität der Reflexionfähigkeit gilt es zu fördern, wie es eine reflexive Struktur (Rau nennt sie Integrierenden-Führungs KVP®) zu etablieren gilt.
Hr. Rau verbindet theoretische Modelle mit realitätsnahen Einsichten und zeigt, wie wichtig Reflexion und Selbstbewusstsein für eine authentische, souveräne und nachhaltige Führung sind.
Insgesamt ist “Bedienungsanleitung für ein reflektiertes Führungsverständnis” von Hartmut Rau ein empfehlenswertes Buch für alle Führungskräfte, die sich weiterentwickeln möchten und nach einer modernen, wertebasierten und reflektierten Führung streben, mit wertvollen Anregungen zur Stärkung der persönlichen und professionellen Authentizität.
Hartmut Rau hat mich durch seine Impulse tief geprägt, und ich bin überzeugt, dass dieses Werk auch viele andere inspirieren und bereichern wird.