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Rezension: Frank Strebe

Transformation Management, BMW Group

Rezension zu: Bedienungsanleitung für ein reflektiertes Führungsverständnis

Der Titel und Einband des Buches provozieren und tunneln scheinbar den Blick auf das Selbstbildnis von Führungspersonen; der eitel-hüpfende Pfau, der Kapitän auf der Brücke, der Feldherr auf dem Hügel. Alles Zuschreibungen, die Souveränität und den ersehnten Überblick, Kontextkompetenz und Detailtiefe versprechen; doch die oft (zu oft ) nicht gehalten werden oder in einem heroischen Führungsverständnis enden, dem die Bodenhaftung und das Gefühl für die notwendige Anschlussfähigkeit an das 21. Jahrhundert und deren Verständnis an Arbeits- und Organisationskultur, an Mitarbeiter – und Führungsbildern abgeht. Ist der Buchdeckel also ein kluger Schachzug des Autors? Verspricht er sogar das 1×1 der Führung light? In einem Gespräch mit ihm über das Buch formuliert er: „Führung ist nicht trivial“. Darin nimmt er den Leser mit auf eine Reise durch den Führungsalltag und bettet diesen sehr geschickt in einen Rahmen ein, der auf die Vermittlung des notwendigen theoretischen und praxisrelevanten Grundlagenwissens zielt und einen differenzierten Blick auf Führung bietet. Es braucht keine „wahren“ Führungstheorien wird formuliert, es braucht eine „reflektierte Qualität“ der Führungskräfte in Unternehmen, die Einfluss nimmt auf die Führungskultur, wertfrei den Zweck und die Aufgabe von Führung hervorhebt, ohne den (Funktions-)Elitestatus („Leadership“) zu betonen. Wenn Leadership in eine visionäre, interaktionsbezogene und verhaltensbeeinflussende zentrale Charakteristika mündet, Management eher als konzeptionell-instrumentelle Steuerung verstanden wird, ist die verführerische Flughöhe und Möglichkeit des Abhebens (des „Fliegens“) zunehmend erkennbar.

Führung kann keine „Individualdisziplin“ sein, die sich aus der individuellen Interpretation von (auch lebensgeschichtlicher Erfahrung von Führung) Managmentm(eth)oden speist, an denen sich Führungskräfte in ihrem Selbstverständnis nach eigenem Gusto, oder mangels unternehmensweiter Ausrichtung, orientieren. Unter dem Inhaltspunkt Erwartungsradar gibt Hartmut R. Rau einige durch Interviews gewonnenen implizite (subjektive) Führungsvorstellungen wieder und vermittelt „Die Individualität der Lebensgeschichte prägt das Führungsverständnis, die Charakterstruktur, die Ausführung“. Ob es Führungsleitbilder (außer für die Unterscheidung und Differenzierung von Unternehmen für das Bild nach Außen) noch braucht?

Wer nach dem ersten Teil des Buches meint (das Buch ist in zwei Teilen konzipiert: a) für schnelle Denker und „Überflieger“ – die Kurzversion b) Wissenwollende – die Langversion) er hat’s verstanden, dem sei der zweite Teil besonders ans Herz gelegt. Bis dahin haben aber vielleicht bereits die meisten „Flieger/innen“ an Höhe verloren. Insgesamt kann ich sagen das Buch ist hervorragend strukturiert, vermittelt tatsächlich Wissen, ist bibliophil (schön und wertig) gestaltet und verleiht ihm einen besonderen Platz im Bücherregal, auf dem Schreibtisch …