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Rezension: Andrea Deutinger

Development Electronics, BMW Group

Rezension zu: Bedienungsanleitung für ein reflektiertes Führungsverständnis

Bedienungsanleitung für ein reflektiertes Führungsverständnis

Wenn exzellente, außergewöhnliche Führungskräfte „fliegen“ können – wie lerne ich fliegen?

Im Buch von Hartmut Rau dient das Bild des „fliegen lernens“ dazu Ansätze und Handlungsempfehlungen zu vermitteln, die Führungskräfte beim „fliegen lernen“ in der Entwicklung ihres Führungsverständnisses unterstützen.

Dabei hat die Entwicklung der eigenen Einstellung und Haltung einen sehr hohen Stellenwert. Der „menschliche Mensch“ in der eigenen Person und im Gegenüber spielt dabei eine große Rolle. Es geht darum mit einer selektiven Offenheit, mit einer kritischen Distanz und mit Mehrperspektivität den Menschen, denen man in der Organisation begegnet im Denken und Handeln gengenüber zu treten.

Folgende Bausteine sind mir beim Lesen besonders im Gedächtnis hängen geblieben. Sie inspirieren mich täglich in meinem Führungsalltag und ich übe kontinuierlich an Alltagsbeispielen daran sie in die Praxis zu übersetzen. Das regelmäßige Anwenden der im Buch dargestellten Ansätze ist meines Erachtens ein Erfolgsfaktor beim „fliegen lernen“ mit Hilfe des Buches von Hartmut Rau.

Anspruch an die Führungsperson

Die vorhandene Fähigkeit und Bereitschaft zur Kommunikation und deren Weiterentwicklung sind essenziell um mit dem Menschen, dem Charakter, dem Menschenbild, der Identität und der Psyche von sich selbst und dem Gegenüber erfolgreich zu arbeiten und Dinge zu gestalten zu können.

Der biophile, produktive Mensch ist gekennzeichnet durch die leidenschaftliche Liebe zum Leben und allem Lebendigen; es ist sein Wunsch, das Wachstum zu fördern, ob es sich nun um einen Menschen, eine Pflanze, eine Idee oder eine soziale Initiative handelt. Er ist und bleibt „ein Mensch“, unabhängig von Rolle, Funktion, Wichtigkeit und Ansehen!

Selbstsicheres, unabhängiges Auftreten, geprägt durch ein realistisches Selbstbild wirkt positiv auf andere und wird im Buch mit dem Begriff der „Souveräne Gelassenheit“ geprägt.

Die Anerkennung der Führung zeigt sich zum Beispiel durch Folgebereitschaft der Geführten.

Mitarbeiterbeteiligung

Die folgenden im Buch genannten Prinzipien der Mitarbeiterbeteiligung sind aus meiner Sicht sehr wirksam.

Mehrperspektivität durch Diversität

  • Verschiedene Funktionen und Hierarchien werden bewusst in die Problemlösung einbezogen.
  • Schnittstellen werden bearbeitbar und blinde Flecken können durch Früherkennung von Entwicklungen vermieden werden

Kommunikation

  • Die Interaktions- und Kommunikationsprozesse sind so angelegt, dass zusätzliche Vernetzungen zwischen der Aufbau- und Ablauforganisation geschaffen werden
  • Feedback ist ein wesentlicher Bestandteil der Prozesse und hilft dabei, gewünschte oder unerwünschte Entwicklungen zu verstärken oder abzudämpfen

Beteiligung

  • Die breite Beteiligung aller Mitarbeitergruppen hat das Potenzial, ein gemeinsames Verständnis und Vertrauen aufzubauen.

Bemerkenswert ist dabei das Zitat „Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners“ welches noch einmal verdeutlicht, dass die unterschiedlichen Ansichten der Betrachter immer eine wichtige Rolle spielen.

Hilfreich in der Anwendung der Prinzipien sind dabei die aus meiner Sicht richtigen Behauptungen „Vertrauen reduziert Aufwand“ und „Entscheidungen reduzieren die Komplexität“. Ich würde sogar noch ergänzen: Vielfalt schafft Mehrwert. Ich ermutige mich stehts dazu Vertrauen zu haben, Entscheidungen zu treffen und Vielfalt zu ermöglichen und sammele dabei sehr positive Erfahrungen.

Abschließend zitiere ich noch drei weitere Sätze aus dem Buch, die verdeutlichen, dass immer das richtige Maß an Bezug zur Realität erforderlich ist um die Dinge auf die Straße zu bringe, wie man in der Automobilindustrie so schön sagt.

„Vielleicht geht es auch darum, die jeweiligen Anspruchshaltung auf „das Fliegenlernen“ zu relativieren und zu lernen, die Bodenhaftung zu behalten.“

“It’s time to bring management and leadership back together and down to earth”

„Guter Jazz entsteht nicht dann, wenn man irgendwelchen Musikern zufällig Instrumente in die Hand drückt und sie auffordert zu spielen. Jazzmusiker üben jahrelang, um dann im entscheidenden Moment spontan zu sein. Sie üben jahrelang, um sich im gesamten, riesengroßen Möglichkeitsraum bewegen zu können.“

Unter anderem diese kleine Auswahl an Ansätzen inspiriert mich dazu das Buch immer wieder in die Hand zu nehmen und mich bei der Bewältigung von den Herausforderungen des Führungsalltags oder sinnbildlich beim „fliegen lernen“ unterstützen zu lassen.

 

Andrea Deutinger, 15.04.2024